Villa Flora. Vom Handwerkerhaus zum Kunstmuseum

Im Jahr 1858 kaufte der Großvater von Hedy Hahnloser-Bühler die zwölf Jahre zuvor in Winterthur bei Zürich errichtete Villa Fora und erweiterte sie für seinen Spinnereibetrieb. Hedy Hahnloser-Bühler erwarb das Anwesen 1898 und bezog es nach ihrer Heirat mit dem Augenarzt Arthur Hahnloser. Dieser führte bis 1907 im Haus seine Praxis. Nach deren Umsiedlung in das Privatspital am Lindberg wurde die Villa Flora vollständig als Wohnhaus genutzt. Die Einrichtung, die vor allem Hedy als Kunsthandwerkerin kontinuierlich erneuerte, wurde zum idealen Rahmen für die entstehende Kunstsammlung. 1908 wurden die bekannten Winterthurer Architekten Robert Rittmeyer und Walter Furrer mit dem Einbau eines Salons im Stil der Sezession beauftragt.
Rittmeyer legte 1916 auch der Garten der Villa Florain geometrischer Gestaltung angelegt. Er ist ganz auf die großen Bronzegüsse von Aristide Maillol L’Été (1911) und Pomone (1910/11) ausgerichtet. Haus, Garten und Sammlung verschmelzen somit zu einem einmaligen Ensemble. Auch Maillols Figur der Blumengöttin Flora (1910/11) hatte ursprünglich ihren Platz im Garten der Villa Flora. 1959 gelangte sie als Geschenk der Familie in das Kunstmuseum Winterthur.
Um die umfassende Sammlung angemessen zu präsentieren, erfolgte 1925 nach einem Entwurf Rittmeyers der Einbau eines Oberlichtsaals. Mit dem Tod von Arthur Hahnloser 1936 endete die Sammeltätigkeit. Fortan empfing Hedy viele interessierte Besucher in der „Flora“. Nach ihrem Tod 1952 bezog die Tochter Lisa Jäggli-Hahnloser mit ihrer Familie die Villa. Als Gastgeberin empfing auch sie zahlreiche Besucher und engagierte sich als Vermittlerin für die im Haus verbliebene Kunst.
Die Nachkommen gründeten 1980 die Hahnloser/Jaeggli Stiftung. Unter dem Namen „Villa Flora Winterthur. Sammlung Hahnloser“ öffnete das Haus 1995 seine Türen als Museum. Wegen kommunaler Sparmaßnahmen wurde die Villa Flora 2014 vorübergehend geschlossen. Von 2015 bis 2017 sind die Meisterwerke aus der Sammlung von Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler auf einer internationalen Sammlungstournée zu sehen, welche die zusammengetragenen Schätze in immer wieder veränderter Form in Hamburg, Paris, Halle (Saale) und Stuttgart präsentiert.
Daten und Fakten
1846
Der Zimmermeisters Johann Heinrich Heider (1814-50) erbaut nach eigenen Entwürfen ein Handwerkerhaus im klassizistischen Stil.
1858-1862
Johann Heinrich Bühler-Guyer, der Großvater von Hedy Hahnloser-Bühler kauft das Haus und erweitert es um einen Lager- und Geschäftstrakt für den Spinnereibetrieb der Familie. Im Garten entsteht ein Wirtschaftsgebäude.
1898
Hedy Bühler erwirbt das Anwesen und bezieht es nach ihrer Heirat mit Arthur Hahnloser. Dieser richtet im Haus seine erste Augenarztpraxis ein.
1907
Arthur Hahnlosers Praxisräume werden in das Privatkrankenhaus am Lindberg verlegt. Die „Flora“ wird nun vollständig als Wohnhaus genutzt. Die Einrichtung, die vor allem Hedy als Kunsthandwerkerin kontinuierlich erneuert, wird zum idealen Rahmen für die entstehende Kunstsammlung.
1908
Die Architekten Rittmeyer & Furrer werden mit dem Einbau eines Salons im geometrischen Flächenstil der Secession beauftragt. Der für die „Flora“ entworfene Salon wird zuvor bei der Raumkunstausstellung im Zürcher Kunstgewerbemuseum gezeigt.
1916
Der Garten der „Flora“ wird vom Architekten Rittmeyer in geometrischer Gestaltung angelegt und auf die großen Skulpturen von Maillol Été (1910/11) und Pomone (1910/11) ausgerichtet. Haus, Garten und Sammlung wachsen zu einem einmaligen Ensemble zusammen.
1920
Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler suchen regelmäßig Erholung in Südfrankreich und erwerben 1923
in Cannes direkt am Meer das Haus La Pauline.
1925
Um die mittlerweile umfassende Kunstsammlung angemessen präsentieren zu können wird nach einem Entwurf von Robert Rittmeyer ein Oberlichtsaal in die „Flora“ eingebaut.
1936
Mit dem Tod von Arthur Hahnloser endet der Aufbau der Sammlung. Hedy empfängt viele an Kunst interessierte Besucher in ihrem Haus.
1952
Nach dem Tod von Hedy Hahnloser-Bühler zieht ihre Tochter Lisa Hahnloser-Jäggli mit ihrer Familie in die „Flora“ ein. Als Gastgeberin empfängt sie interessierte Besucher und engagiert sich als Vermittlerin für die im Haus verbliebene Kunst.
1980
Die Nachkommen des Sammlerpaares gründen die Hahnloser/Jaeggli Stiftung um das Erbe ihrer Vorfahren lebendig zu erhalten.
1993
Der Trägerverein Villa Flora wird mit dem Ziel gegründet, die „Flora“ und die Sammlung für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
1995
Unter dem Namen „Villa Flora Winterthur. Sammlung Hahnloser“ wird das Haus als Museum eröffnet. Kuratorinnen der Sammlung sind Dr. Ursula Perucchi-Petri (bis 2007) und Dr. Angelika Affentranger-Kirchrath, die die Sammlung bis heute betreut.
2014
Wegen kommunaler Sparmaßnahmen wird das Museum vorübergehend geschlossen.
2015
Die Sammlung wird nach der Station in der Hamburger Kunsthalle in veränderter Zusammenstellung im Musée Marmottan Monet, Paris, im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) und in der Staatsgalerie Stuttgart gezeigt.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Webseite www.villaflora.ch